Der Tag der Tage bis jetzt

 Eine komische Nacht ist das...Ich wache ziemlich oft auf und denke sofort an den Peitlerkofel. In dieser Nacht schlafe ich tatsächlich mal mit mehreren Leuten in einem Zimmer, ganz ungewohnt auf dieser Tour bisher. 👀

Um 5 Uhr bin ich schon hellwach und freue mich letztendlich, dass ich um halb sieben dann endlich aufstehen kann. An diesem Morgen packe ich nur die nötigsten Sachen in meinen Rucksack, den Rest lasse ich vorerst an der Hütte zurück. 😏
Um sieben Uhr gibt's ein schnelles Frühstück, meine Beine wollen schnellstmöglich nach draußen in die Sonne und diesen Gipfel besteigen.
Also marschiere ich bald los mit meinem ungewöhnlich leichtem Rucksack und bin erst einmal beeindruckt von dem Panorama. Gestern hat man doch leider nicht viel gesehen, aber heute früh erstrahlt alles in der Sonne. Ich kann mein Glück kaum fassen. Schnellen Schrittes erklimme ich Serpentine um Serpentine in Richtung Gipfel, die Aussicht wird von Minute zu Minute besser. Ich habe ein breites Strahlen im Gesicht und die Anstrengung macht mir an diesem Morgen nicht viel aus. 😊😜
Die letzten 100 Meter zum Gipfel hinauf sind an einem Stahlseil zu bewältigen. Ich habe kein Klettersteigset dabei und ich gehe kurz in mich, ob ich trotzdem aufsteigen soll. Ich fühle mich heute sehr gut, sicher und selbstbewusst und deshalb entschließe ich mich für den Aufstieg. Sehr fokussiert und die Gedanken nur auf den nächsten Tritt fixiert, erklimme ich am Ende den Gipfel. 👉
Was ist das für ein Panorama heute, ich kann mich nicht satt sehen. Auf der einen Seite die österreichischen Gipfel, durch die ich gekommen bin. Auf der anderen Seite die Dolomiten, die ich in den nächsten Tagen noch durchschreiten werde, Sonne pur und ein paar tiefe Wolken, die noch in den Tälern hängen. 😍
Ich sprudle über vor lauter Glücksgefühlen und ich bemerke erst später, dass mir Tränen die Wangen hinunterkullern. Selten habe ich mich auf einem Gipfel so frei, so glücklich, so ohne jegliche Zweifel und voller positiver Eindrücke gefühlt. Niemals werde ich diese Momente dort oben vergessen. Dieser Peitlerkofel mit seinen 2875m ist ein ganz besonderer Gipfel für mich. 😁😍😎😀
Nur schwer kann ich mich von dem Anblick losreissen, aber irgendwann muss ich den Abstieg beginnen, ist es nur ein kurzer Abstecher und hat nichts mit der eigentlichen Etappe zu tun. Den Drahtseilakt gehe ich wieder sehr konzentriert an, einen Fehler darf man sich hier schließlich nicht erlauben, sonst ist man schnell weg vom Fenster. Sehr zufrieden bin ich, als ich wieder mit dem normalen Abstieg fortfahren kann. 😏
Ich laufe zurück zu meiner Übernachtungshütte, packe alle Sachen in meinen Rucksack ( bis auf mein Shampoo, das ich dooferweise liegen lasse), kaufe mir noch ein Sandwich für später und mache mich dann auf den Weg zur Puezhütte.
Die erste Stunde ist sehr zäh, mein Körper rebelliert regelrecht, warum der doofe Rucksack denn nun wieder so schwer ist... 😆
Man muss heute wirklich aufpassen, dass man den Weg nicht aus den Augen verliert, weil man immer beschäftigt ist dieses Panorama zu betrachten.
Der Weg hinauf zur Roa-Scharte ist ein sehr zäher Hund. Zum einen, weil ich heute den ganzen Tag über 2200 Metern unterwegs bin und die Luft da oben immer dünner wird. Zum anderen weil die letzten 200 Höhenmeter nur noch auf Geröll bewältigt werden, wo man in Schutt einsinkt und meist wieder ein Stück nach unten rutscht. 😓
Die letzten Meter sind so steil, dass mein Blick nur noch in den Boden geht und die einzigen Gedanken Schritt - Schritt - Schritt sind. Ich bin heilfroh, als ich oben ankomme und ich merke, dass ich heute an eine körperliche Grenze kommen könnte. 😴
Nach kurzer Pause geht es weiter zur Nives-Scharte. Nochmal ein kurzer Klettersteig, der aber leicht zu bewältigen ist. Auch hier fokussiere ich meine Konzentration nochmal auf die richtigen Tritte und bin am Ende sehr froh, als ich oben auf der Scharte stehe. ✌
Die ersten dunkleren Wolken ziehen nun auch auf und ich entscheide mich hier bewusst gegen den Gipfelabstecher. Ich hatte heute meinen besonderen Moment und muss hier nichts übers Knie brechen. Die Rundumsicht auf diese kargen, schroffen und wilden Felsen sind einfach einzigartig. Ich kann meine Gefühle dazu kaum in Worte fassen. Das ist einfach etwas, was man selbst gesehen haben muss. 😮
Die nächsten 1,5 Stunden steige ich zur Puezhütte ab, meinem Endziel für heute. Ich bin sehr froh, als ich dort ankomme, weil ich ziemlich kaputt bin.
Am Nachmittag gibt's das übliche Prozedere aus Zimmer beziehen, duschen, Kleidung waschen, Bilder anschauen und etwas Ruhe suchen. 😊
Beim Abendessen findet sich heute wieder eine total nette internationale Gruppe und ich genieße die englischen Gespräche. Alt werde ich heute nicht, ich bin echt müde nach den vielen Höhenmetern die letzten Tage. Ich falle überglücklich über diesen wunderbaren Tag ins Bett. 😴😴😴
Es erstaunt mich jeden Tag mehr, was mein Körper im Stande ist zu leisten. Mein Rücken hat mich auf dieser ganzen Reise trotz der kalten Nächte, der widrigen Wetterbedingungen, der fehlenden Lattenroste oder unbequemen Matratzen noch nicht einmal im Stich gelassen. Dafür bin ich unglaublich dankbar und ich fasse von Tag zu Tag wieder mehr Vertrauen in meinen Körper. 😘🙏
Es stimmt wohl, dass man die körperlichen Grenzen mit der Zeit verschieben kann, ich glaube ich bin gerade dabei.
Ich freue mich auf morgen. Die Nacht werde ich am höchsten Punkt der Tour auf über 3000m verbringen und ich treffe Stella wieder.
Aber da liegt noch mal ein sehr anstrengender Tag und schwierige Wetterbedingungen dazwischen...
So long
Euer Henkyi 💋

Die Morgenstimmung eingefangen 

Was ist das für ein riesiges Geschenk 

Stolz hier oben stehen zu können

Traumhafte Sicht auf die Geisler Gruppe

Erster Weitblick hinab ins Grödnertal

Die schroffen Felsen zeigen sich mehr und mehr 










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