Eindrucksvolle Landschaften und Momente

 Was ist das für eine harte Nacht. Auf der einen Seite ist es ziemlich kalt in dieser Hütte und sogar nachts tendiere ich dazu zu frieren. Auf der anderen findet man kaum Schlaf, weil die Luft so dünn ist und man das Gefühl hat kaum atmen zu können. Nach dem gestrigen Gewaltmarsch bin ich auch absolut gerädert, das war wirklich am Limit. 😖

Trotz der allgemeinen Müdigkeit stehen wir um 5 Uhr auf und gehen nach draußen. Ein eisiger Wind weht uns hier um die Ohren und man hat nochmal mehr das Gefühl nicht richtig atmen zu können. Letzte Nacht hat es hier oben auf 3000 Metern nochmal gefroren, es ist bitterkalt. 😵
Aber wir werden für die Strapazen definitiv belohnt. Wir erleben einen grandiosen Sonnenaufgang 🌄 mit 360° Rundumblick. Es ist traumhaft. Die Marmolata erblicke ich erst im faszinierenden Morgenrot und danach angeschienen von den ersten Sonnenstrahlen. Es sind Momente wie dieser hier, warum ich mich auf diese Reise begeben habe. Vor allem das schöne an der Situation ist die Stille hier oben. Kein anderer wollte um diese Uhrzeit aufstehen und so haben wir in diesen Momenten die ganze Bergwelt nur für uns, wie cool. 😍😎
Nach kurzem Aufwärmen im Bett und dem allgemeinen Packwahnsinn genießen wir das Frühstück in aller Ruhe. Heute eilt nichts, weil wir eine sehr kurze Etappe vor uns haben, das tut gut. ☺
Bevor wir starten, genießen wir nochmal das Panorama und fühlen den Stolz das hier alles geschafft zu haben. Bald aber strömen schon zahlreiche Touris hier hoch und so machen wir uns auf den Weg. 😝
Wir nehmen noch einen zweiten 3000er, die Eisspitze, mit und genießen dort nochmal die absolute Abgeschiedenheit. Niemand läuft hier rüber außer uns und so ist es hier auch nochmal ganz still. 😁
Der etwas herausfordernde Weg führt uns bald zur Piz Boe Hütte und dort lassen wir nochmal die Blicke schweifen und verabschieden uns hier nochmal innerlich von diesen beeindruckenden Tagen in dieser Höhe. 😊
Beim nächsten Rifugio gönnen wir uns noch ein Mittagessen ( hier oben hat man irgendwie viel mehr Bedarf an Essen als unten) und sind froh etwas Schutz vor der Sonne zu finden. Im Anschluss steigen wir den wahrlich steilen Schotterhang in Serpentinen hinunter bis zum Passo Pardoi. Ich habe heute nicht viel Kraft in den Beinen und bin froh, als wir es hinter uns haben. 🙏
Dort unten wimmelt es nur so von Tagestouristen, Motorradfahrern, nervigen Menschen, viel Lärm. Das bin ich von den letzten Tagen in der Abgeschiedenheit der Berghütten nicht mehr gewohnt. Froh bin ich als wir sofort wieder aufsteigen und über die Kuppe sind, da es dort zumindest etwas ruhiger wird. 😐
Die letzte Stunde zur Hütte ist ein wahrlicher Genuss. Man wandert immer im Schatten des Marmolata-Gletscher mit traumhaften Panorama. Ich bin dennoch froh, als ich an der Hütte ankomme, dort endlich wieder vernünftig Kleidung waschen kann und vor allem unbegrenztes Wasser zum Duschen zur Verfügung steht, ein absoluter Luxus nach den letzten Tagen in der Höhe. 😅
Am Nachmittag gibt's einen Apfelstrudel (den gibt's im Moment fast jeden Tag) und viel Erholung. Ich hänge lange einfach nur meinen Gedanken nach ohne konkret etwas zu denken. Es gibt so viele Eindrücke der letzten Tage, die man erst einmal sortieren und einordnen muss. 😀
Beim Abendessen ergibt sich eine nette Gesprächsrunde mit einer Familie aus Singapur, die ich die letzten Tage schon immer wieder getroffen habe.
Am Ende des Tages falle ich einfach nur ziemlich kaputt ins Bett. Ich bin dankbar heute Nacht auf einer vernünftigen Matratze schlafen zu können und werde hoffentlich einen erholsamen Schlaf finden. 😴
Ich habe die letzten fünf Nächte auf Hütten verbracht. Die Umstellung vom Hüttendenken zum normalen Alltagsdenken ist enorm. Mussten wir zum Beispiel oben am Capanna Piz Fassa auf 3000 Metern jeden Tropfen Wasser sparen, kann man hier im Tal wieder so lange duschen, wie man eben will. 💦
Dort oben musste man um jeden einzelnen Tropfen froh sein, um am Ende überhaupt seine Zahnbürste auszuwaschen. 💧 Das macht mir persönlich auf eine sehr brutale Art und Weise bewusst in welchem Luxus wir zu Hause leben. Ist es doch eh schon fast ein Wahnsinn dort oben überhaupt Essen und Trinken geschweige denn übernachten zu können. Mag man gar nicht genauer darüber nachdenken, wie die Menschen in armen Ländern wirklich um jeden Tropfen kämpfen, um überhaupt überleben zu können. Diese Gedankengänge bewegen mich tatsächlich tief im Inneren und mir wird sehr deutlich bewusst, wie schön es zu Hause ist und wie sehr ich mich darauf freue dorthin zurückzukehren. 😍
Das mag an dieser Stelle komisch klingen, weil es ein Geschenk ist überhaupt hier auf diesem Trip zu sein. Aber ich kann mit jedem Tag mehr auf dieser Tour das doch so simple zu Hause mehr schätzen. 💚
Mich beschäftigt unser Standardluxus zu Hause heute für viele Stunden und ich frage mich, ob es denn wirklich alles davon braucht oder ob man nicht auch auf einiges verzichten kann. Das darf wohl jeder für sich selbst entscheiden, aber ich kann es nach diesen extremen Eindrücken auf jeden Fall viel mehr wertschätzen. 🙏
So long
Euer Henkyi 💋

Sonnenaufgang am Piz Boé auf 3152 m

Eindrucksvolle Kargheit hier oben

Nächster 3000er, die Eisspitze 

Steil geht's hinab zum Passo Pordoi

Vor dem höchsten Gipfel der Dolomiten: 
Die Marmolata


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