Flucht vor dem Gewitter
Heute bin ich mal wieder pünktlich um 5 Uhr wach und freue mich, als ich um halb sieben meine Sachen packen kann und ein bisschen Frühstück schaufeln darf. Mir steht ein harter Tag bevor...eine Etappe mit vielen schweren Höhenmetern und ab 14 Uhr sind Gewitter angesagt. Weil ich bis auf über 3000 Meter aufsteigen muss, ist damit nicht zu spaßen. 😐
Um 7:45 Uhr mache ich mich auf den Weg. Zuerst steigt der Wanderweg hinab aufs Grödner Joch. Zeitweise klart der Nebel etwas auf und es ergeben sich wenige Weitblicke. Aber die meiste Zeit laufe ich mit weniger als 50 Metern Sicht und bin froh um die kühlen Temperaturen.Der Weg ist am Morgen sehr rutschig auf den abgelaufenen Felsen und man muss schon eher aufpassen, dass man sich nicht auf die Nase legt. 😝
Nach 2 Stunden gelange ich unten auf die große Hauptstraße, die ich kreuze, um auf der anderen Seite direkt wieder aufzusteigen. Meine Beine fühlen sich sehr schwer an an diesem Tag und mir graut vor dem steilen schweren Aufstieg. Es hilft alles nichts, da muss ich jetzt durch. 😕
Der Anstieg ist extrem steil, man läuft zum Teil auf tiefem Schotter, in den man einsinkt und auch oft wieder zurückrutscht. Ich habe den Blick von Anfang an nur auf Boden gerichtet, konzentriere mich jeweils auf den nächsten Schritt und nichts anderes. Ich habe keinerlei Gedanken, die in meinem Kopf umherschwirren, nur den Willen irgendwie dort oben anzukommen. 😯
Nachdem ich die ersten steilen Meter gemeistert habe, bekommt der Weg Klettersteigcharakter und der Aufstieg wird noch unangenehmer, weil man nun auf rutschigen abgelaufenen Felsen läuft.
Aber auch das meistere ich sehr gut und komme auf der Pisciadu Hütte auf 2500m heraus. Es geht ohne Pause direkt weiter in bergauf zum Rifugio Boe. 😁
Ich habe immer noch keine Gedanken im Kopf, nur den Weg auf den ich mich konzentriere. Es wird immer anstrengender einen Fuß vor den anderen zu setzen, die Höhenluft setzt mir zu und die vielen Meter der letzten Tage stecken mir in den Füßen. 😴
Als ich oben auf 3000 Metern auf einem Hochplateu herauskomme, bin ich kurz fasziniert von der Kargheit der Landschaft. Hier gibt es nichts mehr außer Fels und ein paar kleinen Pflanzen. Man kann gar nicht glauben, dass es so eine Dürre in Europa überhaupt gibt. 😌
Lange lasse ich mich nicht beeindrucken, das schlechte Wetter liegt mir im Nacken. Also laufe ich zum Rifugio Boe und auch dort genehmige ich mir meine Pause, sondern steige direkt weiter auf zum Capanna Piz Fassa. Auf den letzten Metern dort hinauf treffe ich sogar auf Stella. 😍 Freuen über ein Wiedersehen kann ich mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Mein Körper ist zu sehr am Anschlag und ich möchte einfach nur dort oben am Endziel ankommen. Die letzten Meter schmerzen die Muskeln und es ist schon fast ein Kampf weiter einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ich merke, dass ich anfange zu wanken und bin froh um meine Wanderstöcke, mit denen ich mich recht gut stabilisieren kann. 👌
Oben angekommen ist mein Körper erst einmal damit beschäftigt das Atmen nachzuholen. Ich bestelle einen großen Teller Nudeln und danach bin ich auch wieder normal ansprechbar und kann mich über die ganze Situation freuen. 😅
Ich habe den ganzen Weg in gerade einmal 5,5 Stunden gemeistert, bin gut vor dem Gewitter und dem Regen dort oben angekommen und ich bin heilfroh darüber.
Selbst kann ich es gar nicht so recht glauben, dass ich nochmal so viel Kraft aus meinem Körper holen konnte. 🙏😊
Stella und ich genießen die gemeinsame Zeit und tauschen uns über die vergangenen Tage aus. Es gibt so viel zu lachen. 😂😂
Ich bin froh, als ich die Chance habe die Füße hochzulegen, abends mein 3-Gänge Menü genießen darf und endlich zur Ruhe kommen kann. ✌
Ich bin gespannt morgen auf den Sonnenaufgang, das Wetter sollte bis dahin auch besser sein. Und uns steht endlich wieder eine kurze Etappe bevor, bei der die Beine nicht so viel leisten müssen. ☺
So long
Euer ziemlich kaputt glückliches Henkyi 💋







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